von Feuchtersleben
Sonette müssen, seit Petrarka sang,
Vom holden Mithrasdienst die
Liebe klingen;
Und könnte Jeder wie Petrarka
singen,
Nie endete der wonnevollste
Klang.
Allein, wie manches Herz, im
schönen Drang,
Regt, ach! vergebens
allzuzarte Schwingen;
Darf auch das Wort in jene Räume
dringen,
In die ein liebendes Gemüth
sich schwang?
So weih’ ich denn, statt
vieler, dies Gedicht
Mit frommer Scheu den
Liebenden im Stillen,
Daß sich die laute Welt an sie
erinn’re;
Und doch, ich irre! Sie
bedürfen’s nicht,
Und ich vermag’s nicht bei dem
reinsten Willen,
Denn nie zum Äußern wird das
wahrhaft Inn’re.
von Feuchtersleben
Schön sind und bunt ergötzlich
die Sonette,
In denen sich Gefühle und
Gedanken
Viermal, in rhythmisch
anmuthvollen Schranken
Genau abschließen wie das Feld
im Brette.
Doch dieser abgezirkelteren
Glätte
Zieh’ ich es vor, wenn ohne
Zwang und Schranken
Sich Blüth’ und Blüthe an
einander ranken
Zur lieblichsten, ununterbroch’nen
Kette.
Mir scheint dies freundliche
Geschenk der Musen
Dazu bescheert, um, während
wir genießen,
Ein rein Gefühl, ein plötzlich
angefachtes,
Ein zartes Lebensbild, ein
wohldurchdachtes,
In dies geründete Gefäß zu
schließen:
Vielleicht nimmt es ein Freund
an seinen Busen.